Freimaurerei in Regensburg im 18. und 19. Jahrhundert

Die Bedeutung Regensburgs als europäische Handelsmetropole und als politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reiches ist heute noch spürbar und erlebbar, zumal die Stadt den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs vergleichsweise unbeschadet überstanden hat. Das Ensemble Altstadt mit Stadtamhof wurde deshalb 2006 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen und zieht jährlich etwa 3 Millionen Touristen an.

In der über 2000jährigen Stadtgeschichte hat in Regensburg v.a. das Zeitalter der Aufklärung - bedingt durch die besondere politische und geistige Situation - bis heute seine Spuren hinterlassen: Namhafte Reiseschriftsteller der Zeit besuchten die Donaustadt und schilderten ihre Eindrücke. Neben evangelischen Gläubigen, die der Bürgerschaft angehörten, lebten in der Freien Reichsstadt zum Großteil Katholiken, denen kein Bürgerrecht zustand. Zahlreiche Klöster und Stifte repräsentierten die Katholische Kirche. Zu diesen unterschiedlichen Gruppierungen, die verschiedenen Gerichtsbarkeiten unterstanden, kamen der Fürst von Thurn und Taxis und die in der Stadt lebenden Gesandten der Reichsstände, die jeweils ihren eigenen Hofstaat unterhielten.

Die konfessionelle und soziale Zusammensetzung der Einwohner spiegelte sich im geistig-kulturellen Leben wider: ln den Klöstern, die in der Stadt und weit darüber hinaus großes Ansehen genossen, gediehen im Zeitalter der Aufklärung die Wissenschaften. Aus diesen gingen ebenso bedeutende Gelehrte der Zeit hervor, wie aus der aufgeklärten protestantischen Bürgerschaft. Das kulturelle und literarische Leben der Stadt konnte sich vor allem durch den Sitz des Immerwährenden Reichstags entfalten. Publizierte literarische und dichterische Arbeiten des 18. Jahrhunderts stammten überwiegend aus der Feder von Bibliothekaren des Prinzipalkommissars am Reichstag, des Fürsten von Thurn und Taxis. Dieser unterhielt eine eigene Hofbibliothek. Mitbestimmend für das kulturelle Leben war außerdem die Anwesenheit der Reichsversammlung. In anderen Reichsstädten war die Zeit der großen Theaterveranstaltungen längst vorbei, doch in Regensburg konnte man Aufführungen von gastierenden Wanderbühnen beiwohnen oder das Fürstliche Hoftheater besuchen. Obwohl die Stadt reich mit Bibliotheken ausgestattet war, konnten diese dem wachsenden Lesebedürfnis der Aufklärungszeit nicht gerecht werden. Sie waren nicht als Leihbibliotheken konzipiert, sondern als Präsenzbibliotheken. Das kulturelle Leben der Stadt war von den für die Aufklärungszeit so typischen Lesegesellschaften geprägt. Höher gestellte gesellschaftliche Schichten fanden sich zusammen, um im kleinen Kreis dem gemeinsamen Lesevergnügen frönen zu können. Als typische Sozietät der Aufklärungszeit gelten auch die Freimaurerlogen.

Die erste Regensburger Freimaurerloge arbeitete in französischer Sprache. Die St. Charles de la Constance war durch ihren Stifter, Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis, und zahlreichen Mitgliedern des Hofpersonals eine höfisch geprägte Loge mit adligen Umgangsformen. Das aufgeklärte Klima der Stadt und das erstarkende Bürgertum Regensburgs führten 1767 zur Gründung einer weiteren Freimaurerloge. Als die französische Loge ihre Arbeiten einstellen musste, konnte die neugegründete Wachsende zu den drei Schlüsseln, die von den selbstbewussten Regensburger Bürgern ins Leben gerufen wurde, fast 80 Jahre bestehen. Das Selbstbewusstsein der Bürger einer freien Reichsstadt war so groß, dass die Loge ohne die Genehmigung einer übergeordneten freimaurerischen Instanz erfolgte und die Brüder sich erst später für die Loge von Holland aus ein Dokument ausstellen ließen. Die Brüder hatten die Stiftung nach freimaurerischem Recht ungesetzmäßig vollzogen und gleichzeitig der neuen Loge mit der Bezeichnung als Mutterloge das Recht gegeben, andere Logen gründen zu dürfen. Aus allen Gebieten des Reiches erreichten die Loge Anfragen und Bitten um Konstitutionen. Dadurch konnte die Regensburger Freimaurerloge ihren Bekanntheitsgrad wesentlich erhöhen. In der Loge versammelten sich zwar auch Angehörige des Gesandtschaftspersonals, Offiziere und fürstliche Angestellte, doch im 18. Jahrhundert waren es kontinuierlich die Bürger, die das Logenleben aktiv prägten. Geändert hat sich dies als der Erbprinz Karl Alexander von Thurn und Taxis in der Loge affiliiert wurde und um die Jahrhundertwende ein großer Teil seiner führenden Angestellten sowie seine Diener aufgenommen wurden. Wenn man bedenkt, dass die Freimaurerei schon bald nach ihrer Entstehung in England internationalen Verfolgungen durch Kirche und Staat ausgesetzt war, so konnte die Regensburger Loge lange ihre Tradition bewahren. Durch die politische Situation der Stadt war die Regensburger Freimaurerei von den vor allem in Bayern heftigen Nachstellungen von Geheimen Gesellschaften nur indirekt betroffen. Als Regensburg an Bayern fiel und damit auch die Carl zu den drei Schlüsseln von den Verboten der Regierung betroffen war, bemühte sich vor allem Alexander Graf von Westerholt um den gesicherten Fortbestand der Loge. Sein Plan zur Vereinigung aller bayerischen Freimaurerlogen, den er dem Staatsminister Graf von Montgelas übermittelte, konnte sich trotz intensiver und lang anhaltender Verhandlungen nicht durchsetzen.

1852 erlosch für etwa 50 Jahre das freimaurerische Licht in Regensburg bis 1903 die erste „Walhalla-Loge“ gegründet und damit die freimaurerische Tradition fortgesetzt wurde.

Autor: Thilo Bauer M.A.

 

Logenhaus "Walhalla zum aufgehenden Licht", Regensburg

 

Freimaurerei in Regensburg im 20. Jahrhundert

Am 1. Mai 1903 erstrahlte wieder das Licht der Maurerei mit der Gründung der Loge „Walhalla zum aufgehenden Licht“. Fast genau dreißig Jahre existierte die erste "Walhalla-Loge“, Regensburgs, bis das Logenhaus am Obermünsterplatz verkauft wurde, um der drohenden Enteignung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Wie überall in Deutschland musste auch Regensburg die „Dunkle Zeit“ überstehen, bis im Jahre 1948 die erste Nachkriegsloge, die "Drei Schlüssel zum aufgehenden Licht" gegründet wurde.

21. Jahrhundert - Loge "Walhalla zu den fünf Rosen"

Mehrere Brüder dieser Bauhütte fanden sich im Spätsommer 2012 zusammen und beschlossen, der Freimaurerei in Regensburg noch mehr Vielfalt angedeihen zu lassen. So konnte am 14.09.2013 im festlichen Ambiente des Runtingersaals in der Regensburger Altstadt im Beisein des Großmeisters der VGLvD und Brüdern aus vielen Orienten die Lichteinbringung unserer Loge "Walhalla zu den fünf Rosen" i. Or. Regensburg gefeiert werden.

Der Logenname "Walhalla zu den fünf Rosen" vereinigt Prinzipien der drei Maurergrade in sich: Die Rose versinnbildlicht das gegebene Licht, die Liebe zum Menschen und das Leben. Die Zahl 5 steht in der Natur für die Perfektion durch die Geometrische Ordnung: 5 Elemente, 5 Sinne, 5 Finger der Hand, um die Umwelt nach seinem Willen zu gestalten. Der symbolische Bezug zum historischen Logennamen "Walhalla" ist darüber hinaus auch in der Gedenkstätte Walhalla bei Donaustauf zu sehen. Diese wurde als Zeichen der Rückbesinnung auf gemeinsame Werte und Wurzeln erbaut.